Listing des Monats sollen nicht nur sehr lange Programme werden. Auch kleinere Programme haben eine Chance. Q-Bernd ist eine sehr hübsche Version eines bekannten Spielhallenhits.
An seinem Foto können Sie schon erkennen, daß der Autor Bernd Pape eine Menge Witz und Phantasie besitzt. Auch in seinem »Lebenslauf« und seiner Spielbeschreibung kommt das ganz klar zum Ausdruck. Dochlesen sie selbst:
Anleitung für das Spielprogramm »Q Bernd«.
Was Sie hier erleben, ist der ebenso heldenhafte wie qualvolle Untergang des letzten Menschen der Erde: Q Bernd. Auf einem hyperwasserstoffbombenfesten Teil des Verwaltungsgebäudes der Antiwurgkommission ist es ihm gelungen, die Explosion zu überleben, die ein jähzorniger Erdkundelehrer in einem Wutausbruch durch seine übermächtigen Gehirnwellen erzeugt hat. Q Bernd hat sich auf dem folgenden langen Flug durch den Weltraum auf den leider nur sehr spärlich vorhandenen Sauerstoff einstellen können, was allerdings nicht ohne bleibende Schäden abgegangen ist, wie man an seiner dunklen Hautfarbe und seinen O-Beinen erkennen kann. Aber leider schwebt Q-Bernd mit seinem hyperwasserstoffbombenfesten Fetzen nicht allein durch die unendlichen Weiten des Weltraums. Als er ungefähr 765.854.863.654.392 Q-Berndsche Lichtmonate hinter sich gelegt hat, was nur dadurch möglich war, daß er sich jegliche Ernährung seines schon damals O-beinigen und sehr dunklen Körpers abgewöhnt hatte, näherte sich ihm ein Wesen, das einen derartigen Hunger entwickeln kann, daß es sogar Scheusale wie Q-Bernd frißt. Sie haben mit Ihrem Commodore 64 nun die Möglichkeit, das Leben Q-Bernds durch schnelle Reaktion und gute Taktik um wertvolle Sekunden zu verlängern. Sagen Sie ihm wahlweise per Tastendruck oder Joystickbewegung, wie er diesem Scheusal ausweichen kann. Jeder Sprung auf eine Stelle des hyperwasserstoffbombenfesten Fetzens, den er auf seiner langen Reise noch nicht erreicht hat, dankt er Ihnen in seiner Todesangst durch Punkte.
Wenn er auf diese Weise den ganzen Fetzen erforscht hat, hat ihr Commodore 64 durch die Punkte genügend Kraft, um Q Bernd einen neuen noch hyperwasserstoffbombenfesteren Fetzen zu geben, was Ihnen Q Bernd durch Zusatzpunkte dankt. Doch — Oh Schreck! — mit jedem Fetzen erhöht sich die Anzahl der gefräßigen Wesen. Erst wenn ihre Anzahl auf die runde Zahl 10 gestiegen ist, hört diese erschreckende Fortpflanzung auf (die Wesen haben Angst vor Überbevölkerung). Doch der Untergang Q Bernds läßt sich nur hinauszögern — nicht verhindern. Irgendwann werden ihn die Wesen packen und Sie können in Ihrem Mitleid nur noch die Geräusche der gestörten Verdauung der widerlichen Scheusale wahrnehmen, ehe Sie das Spiel wieder mit einem Druck auf die Taste »F1« neu starten.
Und nun das Gleiche für Praktiker:
Steuern Sie ihr Männchen wahlweise mit Joystick oder Tastatur so, daß alle 49 Felder gefärbt werden, um in die nächste Phase zu gelangen. In jeder Phase bis zur Phase 10 erhöht sich die Anzahl der Figuren, deren Berührung mit Ihrem Männchen tödlich ist. Danach wird das Spiel nicht mehr schwieriger. Mit Druck auf die Taste »fl« können Sie das Spiel neu starten. (Bernd Pape)
Lebenslauf
Am 6.12.1968 wurde ich als angeblich gewolltes Kind meiner Eltern versehentlich im Ruhrgebiet geboren und wenig später in Stade, einer sehr schönen Stadt zwischen Hamburg und Cuxhaven auf den Namen Bernd getauft. Bernd Pape war also der Name, der von nun an meine Umwelt in Schrecken versetzen sollte. Ungefähr 6½ Jahre später gelang meinen Eltern ein kaltblütiges Attentat: Sie schulten mich in Bochum, wo ich auch jetzt noch meine Residenz habe, gegen meine schärfsten Proteste ein. Als ich nach 4 Jahren meinte, dieses Übel überstanden zu haben und ich gerade das Wort »arbeiten« aus meinem Vokabular streichen wollte, gelang es der Bürokratie, einen entscheidenden Sieg über mich zu erlangen: Ich wurde zum Gymnasiasten erklärt. All diese Mißhandlungen konnten mich aber nicht davon abhalten, meinem Protest durch ausgiebige Freizeitnutzung Nachdruck zu verleihen. Zunächst hatte ich nur die Möglichkeit, meine Eltern und die Nachbarschaft durch falsches, aber lautes Akkordeonspielen zu ärgern. Mit meinen ersten Elektronikkästen konnte ich dann aber mein Waffenlager erweitern: Ich erging mich in den herrlichsten und lautesten Sirenenschaltungen des 19. Jahrhunderts — oder des zwanzigsten? Geldgeschenke zur Konfirmation (weitere Spenden nehme ich gerne entgegen!) ermöglichten es mir, alle Leser dieser Zeitung aufzufordern, den Kampf um möglichst viel Freizeit nicht aufzugeben! Denn von diesem Geld holte ich mir den Commodore 64, auf dem ich den »Q Bernd« unter besonders, erschwerten Bedingungen geschrieben habe. Nach einer Lateinarbeit, deren Zensur nicht genau den Vorstellungen meiner Eltern entsprach, erhielt ich »Computer-Verbot«. Gott sei Dank sah ich dies schon beim Schreiben der Arbeit voraus, was dazu führte, daß ich meine Diskette mit dem schon angefangenen Programm vor der liebenden Umsicht meiner Eltern retten konnte. So entstand der Rest des Programms durch mein heimliches Programmieren in verschiedenen Computerläden Bochums. Hier ist es nun, das Programm, für das Bernd Pape seinen Hausfrieden geopfert hat: Q Bernd!