An alle Leser

Lieber Leser, Sie halten nunmehr mit der Ausgabe 8/84 das fünfte 64'er — Magazin für Computer-Fans — in Händen. Dies soll uns, der Redaktion, ein Anlaß sein, um eine erste Bilanz zu ziehen.

Der Commodore 64 hat im Verbund mit seinem Vorgänger dem VC 20 mittlerweile einen Marktanteil von über 50 Prozent bei den Heimcomputern erreicht. Diese Entwicklung war Anfang dieses Jahres in der Tendenz bereits abzusehen. Die entsprechende Reaktion auf diese Entwicklung war die Absicht, eine eigene Zeitschrift für diese beiden Computer zu machen. Nach dreimonatigen konzeptionellen Arbeiten mit nur zwei aktiven Redakteuren war die 64’er, Ausgabe 4/84 fertig.

Unser Team wurde während dieser Zeit um zwei weitere, versierte Fachleute verstärkt. Der momentan stattfindende Arbeitskampf der Druck- und Metallindustrie um die 35-Stunden-Woche läßt uns nur müde lächeln. Wir kämpfen um die 70-Stunden-Woche. Unser momentanes Arbeitspensum beträgt 75 bis 80 Stunden pro Woche. Sie werden sich fragen, warum dieser Arbeitsaufwand? Einige Zahlen sollen dies veranschaulichen. Wir bekommen pro Woche etwa 100 Programmeinsendungen und ungefähr die Hälfte an Briefzuschriften pro Tag. Dabei sind die persönlichen Besuche von Lesern und Programmentwicklern in der Redaktion nicht mitgerechnet. Die Bearbeitung der Programme, die Beantwortung der Briefe und der persönlichen Probleme per Telefon nimmt entsprechend Zeit in Anspruch. Auch unsere beiden Schwesterzeitschriften Computer persönlich und Happy-Computer wollen von uns mit Commodore-Programmen und -Artikeln versorgt werden. »Es gibt viel zu tun, …«.

Warum nun dieser Brief an die Leser? Wir wollen uns nicht beschweren über die unheimliche Resonanz, die unserer 64’er-Magazin hervorgerufen hat. Im Gegenteil, wir sind stolz darauf, zeigt es uns doch, daß wir auf dem richtigen Weg sind. Dennoch sollen im folgenden einige Punkte aufgeführt werden, die der Redaktion die Arbeit und dem Leser die Mitarbeit an unserer Zeitschrift erleichtern sollen.

Neun kleine Negerlein…

1. Die Mitmach-Karten im 64’er haben sich als das erwiesen was sie sein sollten: ein Forum für die Leser, sich ihre Probleme von der Seele zu schreiben. Für uns sind sie ein wertvoller Hinweis dafür, wo Sie der Schuh drückt. Die ausgefüllte Rubrik »Ich wünsche mir für die nächsten Hefte folgende Themen:« ist ein wichtiger Beitrag, was wir in den zukünftigen Ausgaben unbedingt berücksichtigen müssen. So wird zum Beispiel das am meisten gewünschte Thema, ein Maschinensprach-Kursus, ab der nächsten Ausgabe in Angriff genommen. Ein Musikkurs wird ebenfalls bald folgen.

Mit dem Teil »Ich stehe vor folgendem Problem:« können Sie Fragen an die Redaktion stellen. Es ist uns dabei aber nicht möglich, alle Fragen zu beantworten. Zum einen handelt es sich oft um sehr ausgefallene Themen, wie zum Beispiel der Anschluß eines »Exoten- Druckers« an den C 64. Zum anderen werden aber auch viele Fragen durch Artikel oder Programme, die wir bereits veröffentlicht haben oder noch werden in der einen oder anderen Form geklärt.

»In dieser Ausgabe war besonders gut« und »Deshalb meine Meinung ..« werden zur Analyse der erschienen Ausgaben verwendet. Diese Analyse liefert wertvolle Hinweise, was gefallen hat oder nicht, oder wo noch Verbesserungen anzubringen sind.

2. Wir haben mittlerweile vielfältige Möglichkeiten Ihr Listing zu verwerten. Zum einen natürlich die Veröffentlichung in unserer Zeitschrift. Bei sehr guten Programmen kann die Markt & Technik Verlag Aktiengesellschaft das Produkt sogar in den Vertrieb von Happy Software aufnehmen. Ferner besteht die Möglichkeit, daß Ihr Listing als Teil eines Buches veröffentlicht werden kann.

3. Uns erreichen auch immer wieder Anfragen, ob und in welcher Form abgedruckte Programme auf einem Datenträger zu erstehen sind. Wir haben bereits in der Ausgabe 7/84 (zunächst für die Ausgaben 4 und 5) begonnen alle im 64’er abgedruckten Programme auf Kassette anzubieten. Der Verkauf auf Diskette wird, zum Selbstkostenpreis versteht sich, demnächst anlaufen. Dieser regelmäßige Leserservice soll das Eintippen der Programme mit den damit verbunden Fehlerquellen für Interessierte erleichtern.

4. Eine Unmenge an Zuschriften erreicht uns zu angeblich nicht lauffähigen Programmen. Alle Listings, die im 64’er abgedruckt worden sind, wurden von uns geprüft und für gut befunden. Dennoch kann es von Fall zu Fall vorkommen, daß sich Übertragungsfehler einschleichen. Bestes Beispiel ist der nicht gedruckte »Linkspfeil« im Listing von Quicktext. Sollten Sie in der Rubrik »Fehlerteufelchen« keine Korrektur zu einem Programm finden, so ist das Listing 100 prozentig lauffähig. Wie die Erfahrung gezeigt hat, lassen sich fast alle Probleme auf Tippfehler oder Nichtbeachtung der Anleitung reduzieren. Wir drucken nur ausgesuchte Programme ab. Diese enthalten dann fast immer eine sehr große Anzahl von DATA-Zeilen. Gerade hier ist natürlich die Wahrscheinlichkeit eines falsch eingegebenen Datums sehr hoch. Auch nach einer drei- fünf- oder zehnmaligen Überprüfung überliest man seine eigenen Fehler immer wieder. Bitte schreiben oder rufen Sie nur an, wenn Sie absolut sicher sind, daß in dem Programm Fehler sind.

Es tauchen aber oft bereits Schwierigkeiten beim Eintippen der Programme auf. So stehen manche Anfänger ratlos vor Zeilen mit mehr als 80 Zeichen oder können dies und jenes Steuerzeichen nicht eingeben. Wir können dem Leser leider nicht das intensive Studium des Handbuchs (zum Beispiel Anhang D) abnehmen. Des weiteren sollte natürlich auch die Anleitung zu dem Programm aufmerksam gelesen werden. Ein Listing einzutippen das nur unter Simons Basic läuft, ohne aber diese Spracherweiterung zu besitzen kann nicht zum Erfolg führen.

Beachten Sie in dieser Hinsicht auch unsere Tips zur Fehlersuche in Programmen (64’er, 7/84, Seite 66).

Speziell an die Einsender von Programmen mit einem überwiegenden Anteil an Datazeilen. Bitte bauen Sie in Ihr Programm unbedingt Checksummen-Prüfungen ein. Diese sollten sich nicht nur auf eine Gesamt-Checksumme beschränken, sondern den möglichen Fehler lokal eingrenzen helfen.

5. Manche Leser finden die Beiträge im 64’er als zu speziell, zu fachorientiert und nur dem Profi zugänglich, defacto für den Laien nicht verwertbar. Die Profis betrachten wiederum andere Artikel als zu wenig in die Tiefe gehend und informativ für ihre Zwecke. Dieser Problematik bei der Auswahl der Themen sind wir uns durchaus bewußt. Wir wollen aber ein Magazin sein, das sowohl dem Anfänger als auch dem Fortgeschrittenem einiges bietet. Dadurch ergibt sich eine Art Zweiteilung unserer Beiträge. Sowohl der Einsteiger in die Computerei (mit dem C 64 und VC 20) als auch der Könner sollen durch das 64’er Hilfestellung erfahren. Gerade bei unseren Kursen zeigt sich dies besonders deutlich. Hier ist wirklich für jeden etwas dabei.

6. Einige Leser beschweren sich auch, daß in einem Magazin mit dem Namen 64’er — zumindest zuviele — VC 20-Programme abgedruckt werden, andere sind gerade der gegenteiligen Auffassung. Der VC 20 ist der kleine Bruder vom C 64 und wird, solange er in großen Stückzahlen auf dem Markt ist, auch von uns mit Beiträgen bedacht. Der Titel unserer Zeitschrift bedeutet also nicht, daß wir uns ausschließlich mit dem Commodore 64 befassen. Dadurch lassen sich auch die zukünftigen Heimcomputer von Commodore einbinden.

7. Gefordert wird auch oft die Umschreibung der Programme für den VC 20 oder den C 64. Dies haben wir bisher wegen des erheblichen Platzbedarfs für ein und dasselbe Listing vermieden. Leser, die Programme selbst umschreiben möchten, seien auf den Artikel in der 64’er, Ausgabe 7, Seite 52 verwiesen.

8. Viele haben gefragt, warum wir bei den Software-Tests keine festen Bewertungen mit Nummern oder Buchstaben einführen. Dazu folgendes; jedes Produkt, das von uns getestet wird, ist es auch wert. Nur gute Hard- oder Software wird von uns besprochen und erhält entsprechenden Raum im 64’er. Der Markt wird monentan von Produkten überflutet, und wir wollen nur das Beste vorstellen. Vergleichende Bewertungen mit abschließendenen Zahlen sollen der Objektivität dienen, sind allerdings zu oft das Ergebnis einer subjektiven Beurteilung. Deshalb verzichten wir darauf, liefern Fakten und persönliche Meinungen, überlassen es aber ansonsten dem mündigen Leser sich ein Urteil zu bilden, welches Produkt nun für seinen speziellen Anwendungsfall am besten geeignet ist.

9. Für alle Leser die erst jetzt auf das 64’er gestoßen sind, gibt es eine traurige Nachricht: alle Ausgaben 4 und 5 sind vergriffen. Nachbestellungen haben also keinen Zweck mehr. Artikel oder Programme die Sie interessieren müssen Sie sich also bei Freunden oder Bekannten besorgen, die diese »Raritäten-64’er« besitzen. Es ist uns leider nicht möglich einzelne Beiträge als Kopie zu verschicken.

Diese Ausführungen sollen Sie nicht abschrecken, weiterhin Programme, Artikel, Fragen und Meinungen an uns zu senden. Wir legen sehr großen Wert auf einen positiven und konstruktiven Dialog mit unseren Lesern. Um Verständnis wäre noch zu bitten, bei den doch recht langen Bearbeitungszeiten. Wir arbeiten daran — 12 Stunden am Tag, die ganze Woche durch.

(aa)
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