Geregelter Zahlungsverkehr
Bargeldlos bezahlen ist eine feine Sache, doch das Ausfüllen der Formulare kann manchmal ganz schön lästig fallen. Sind nacheinander mehrere Überweisungsträger zu »beschreiben«, artet es schon in »Arbeit« aus.
Auch der Lehrer Manfred Bräuler mußte diese Erfahrung machen. Es war einfach lästig — immer wenn er Überweisungen tätigte, spannte er das Fomular in seine Schreibmaschine ein und mußte zum wiederholten Male eigene Kenndaten, wie Absender und Kontonummer eintragen. Vertippte er sich dabei, landete das für seine Auffassung mißverständlich ausgefüllte Formular im Papierkorb, denn auf der Durchschrift war eine Korrektur nicht eindeutig identifizierbar. Das waren manchmal Stunden, die eher einer langweiligen Beschäftigungsübung glichen als einer sinnvollen Tätigkeit.
Heute geht Manfred Bräuler ganz anders vor, denn mittlerweile hat er »den Stein des Weisen« gefunden. Auf seinem C 64 schrieb er ein Programm, das ihm weitgehend Doppeleingaben erspart. Hat sich ein Stapel von Rechnungen gesammelt, macht er sich ans Werk. Das Überweisungsformular wird in den Drucker — einen Epson RX-80 — eingespannt, das Programm geladen und los geht’s. Die eigene Kontonummer und Absenderdaten sind im Programm festgelegt (Zeile 70 und 80) und müssen nicht mehr bei jeder Überweisung neu eingegeben werden. Die Daten von Empfängern, denen Manfred Bräuler häufiger Geld zahlen muß, hat er fest abgespeichert (Zeile 95) und erspart sich damit auch hier unnötige Tipparbeit. Über die Zeile 800 werden die Namen der Empfänger numeriert am Bildschirm ausgegeben. Wieviele Empfänger abgespeichert werden können, hängt allein von der Größe des Arbeitsspeichers ab. Aus der vorgeschlagenen Liste wählt Manfred Bräuler dann den gewünschten Empfänger aus, indem er dessen Nummer eingibt (Zeile 1000). Die Zeile 1200 führt dann weiter zu dem jeweils gewünschten Datensatz: Es erscheint die vollständige Anschrift und Bankverbindung des Empfängers. Bei einem nicht gespeicherten Empfänger erfolgt ab Zeile 100 die Abfrage der notwendigen Daten.
Ob vorher gespeichert oder nicht: Weiter geht’s in Zeile 150; hier gibt Manfred Bräuler ein, warum er das Geld überweist, ob es beispielsweise die Miete ist oder die Bezahlung der letzten Autoreparatur. Ab Zeile 235 wird alles noch einmal am Bildschirm gezeigt, wobei die Möglichkeit eingeräumt ist, Eingabefehler zu korrigieren (ab Zeile 420). Sind alle Eingaben als richtig bestätigt worden, wird die Überweisung ausgedruckt. Und noch ein »Komfort« ist eingebaut: Über Zeile 630 kann bestimmt werden, ob eine weitere Überweisung auszudrucken ist, und wenn ja, ob sie an denselben Empfänger geht.
Manfred Bräuler setzt seinen C 64 nicht nur ein, um notwendige Arbeiten zu rationalisieren. Das Überweisungsprogramm schrieb er nach eigenen Aussagen in erster Linie aus Spaß an der Freud. Und Freude hatte er schon häufig mit dem Computer. Das war auch bezweckt, als er sich im August letzten Jahres zunächst die Grundeinheit kaufte. Er wollte Basic lernen, um dann Programme zur Arbeitserleichterung und zum Spielen zu schreiben. Mittlerweile erweiterte er sein System, in zwei »Ausbaustufen«. Zunächst beendete er das Spiel mit der Datasette; sie genügte seinen Ansprüchen nicht mehr: Speicher- und Ladevorgänge dauerten zu lange und nach seiner Ansicht war sie auch zu unzuverlässig; einige Programme, die er sich gekauft hatte, liefen einfach nicht. So legte er sich eine Floppy zu. Die zweite Erweiterung kam im Dezember ins Haus: ein Drucker. Manfred Bräuler war es leid, alles nur auf dem Bildschirm anschauen zu können, er wollte seine Daten und Programme auch schwarz auf weiß sehen.
Momentan ist ein Textverarbeitungsprogramm in Arbeit, wobei Manfred Bräuler auch gleichzeitig seine Programmierkenntnisse erweitern will. Auch bei der Schularbeit läßt sich der Lehrer von seinem C64 entlasten: Die immer wieder anfallenden Zeugnisse werden per Computer ausgestellt.
Einen kleinen Haken hat die ganze Sache, denn der Computer zeigt sich in einer Hinsicht als regelrechter Dieb: Er stiehlt die Zeit, die vorher der Familie gehörte.
(Manfred Bräuler/kg)