Beeindruckend: D-80X
Gute Drucker müssen nicht teuer sein. Der D-80X überrascht durch sehr gute Schriftqualität und viele Anschlußmöglichkeiten bei günstigem Preis.
Eigentlich ist der Matrixdrucker D-80X (Bild 1) ein alter Bekannter. Schon kurz nach der ersten Druckprobe war sich die Redaktion einig: »Dieses Schriftbild hatten wir doch schon mal!«. Eine nähere Untersuchung der Druckmechanik schaffte Klarheit. Sowohl der Druckkopf, als auch der Druckmechanismus sind mit dem des Commodore MPS 802 identisch. Die Ähnlichkeit ist schnell erklärt, wenn man etwas hinter die Kulissen der Elektronik-Branche schaut. Dort ist es durchaus üblich, Teile großer Zubehörlieferanten (meist in Fernost) einzukaufen, in eigene Entwicklungen einzubauen und das Ganze dann mit neuem Namen zu verkaufen. So wird beispielsweise das 1541-Laufwerk von Alps-Elektronik, die auch Alpine Autoradios fertigen, an Commodore geliefert. So ist eine gewisse Verwandtschaft von MPS 802, Decam D-80X, Mannesman Tally und Shinwa SP-80 zu erkennen. Damit soll aber nicht gesagt sein, daß es keine Unterschiede zwischen diesen Druckern gibt. Im Gegenteil, ein Mercedes mit Bosch-Zündung ist ja auch etwas anderes als ein Golf mit Bosch-Zündung. Die Druckmechanik setzt nur den Rahmen des Möglichen. Der Charakter eines Druckers wird aber erst durch die Firmware, der eingebauten Software auf EPROMs, bestimmt.

Hier liegt die Stärke des D-80X. Er wurde in Richtung größter Flexibilität konstruiert und programmiert. Dabei hatten die Entwickler ein scharfes Auge für das Marktgeschehen. Schon das Handbuch mit Beispielen in Commodore-Basic zeigt, wo der D-80X die größten Absatzchancen hat. Er ist in erster Linie für die Commodore-Computer konstruiert worden. Dies belegen seine Schnittstellen. Der D-80X ist mit insgesamt vier Schnittstellen ausgestattet, von denen drei eingebaut sind und über DIL-Schalter eingestellt werden. Je nachdem wie diese Schalter eingestellt sind, belegt der D-80X die eingebaute Centronics-Buchse mit einer anderen Schnittstellennorm. Es kann gewählt werden zwischen normaler Centronics-Schnittstelle mit ASCII oder CBM-Zeichensatz, einer IEEE-488 Parallel und einer IEC-seriellen Schnittstelle. Eine RS232 kann nachträglich eingebaut werden. Das bedeutet, daß der D-80X ohne zusätzliche Erweiterungen sowohl an die »großen« CBM-Serien, als auch an den seriellen Bus des C 64 direkt anschließbar ist. Einzige Maßnahme ist das Umlegen eines DIL-Schalters. Der Platz dieser Schalter ist allerdings eine Zumutung. Um sie zu erreichen, muß zuerst der Gehäusedeckel abgeschraubt werden. Nach längerem Suchen findet man die beiden Schalter an entlegenen Ecken der Hauptplatine. Es wäre empfehlenswert, diese Schalter gleich ab Werk an der Gehäuserückseite anzubringen.
Der Anschluß an den C 64 ist so problemlos wie bei einem CBM-Drucker; das mitgelieferte Kabel wird einfach an das Diskettenlaufwerk oder direkt am Computer angeschlossen.
Welche Leistungen kann der Programmierer von einem mit 899 Mark relativ preisgünstigen Drucker erwarten? Eignet er sich für Grafikausdruck und Textverarbeitung gleichermaßen? Beim D-80X ist es leicht, diese Fragen mit einem deutlichen »Ja« zu beantworten. Neben dem vom MPS 802 bekannt guten Schriftbild mit echten Unterlängen bietet der D-80X viele Sonderfunktionen und Schriftarten (Bild 2).

Von jedem das Beste
Die Konstrukteure haben bei der Programmierung des D-80X die Flexibilität der Hardware fortgeführt. Alle wichtigen Sonderfunktionen wie Unterstreichen, Schriftarten, Tabulatoren und Formatsteuerungen werden durch ESC-Befehle eingestellt. Die Syntax und Bedeutung der Befehle entspricht dabei im wesentlichen denen der Epson-Drucker. Zusätzlich wurden spezielle Codes zum Einstellen Commodore-spezifischer Funktionen definiert. Der reverse Druck wird beispielsweise durch den CHR$-Code 18 erreicht. Das entspricht genau dem Wert, der auch auf dem Bildschirm für reverse Zeichen sorgt. Möchte man nun eine Zeile revers ausdrucken, genügt es, innerhalb der Anführungsstriche einer PRINT-Zeile auf die Tasten CTRL und 9 zu drücken. Einfacher geht es wirklich nicht mehr. Auf ähnliche Weise werden Doppeldruck, Fettschrift, komprimierte Schrift, Groß- und Kleinschrift sowie Sub- und Superscript eingestellt.
Volle Grafikfähigkeit
Im Gegensatz zum MPS 802 ist der D-80X voll grafikfähig. Er besitzt sogar zwei verschiedene Punktdichten. Im ESC K-Modus arbeitet dieser 9-Nadel-Matrixdrucker mit 640 Punkten pro 7,5 Zeilen, beim ESC L-Modus sind es sogar 1280 Punkte pro 7,5 Zeilen. Ein lange gehegter Wunsch vieler Programmierer wird erfüllt, ja sogar übertroffen: Der D-80X besitzt auch im Commodore-Zeichensatz die deutschen Umlaute. Dafür mußte zwar auf einige Grafikzeichen verzichtet werden, der Verlust fällt aber normalerweise kaum auf. Leider entsprechen die Stellen, an denen die Umlaute einprogrammiert wurden, nicht denen der Standard-ASCII-Tabelle. Es kann deshalb leicht zu Problemen mit verschiedenen Textverarbeitungsprogrammen kommen, die keine Code-Zuweisung erlauben.
Hier wäre es vorteilhaft, wenn man nicht nur bei der Centronics-Schnittstelle, sondern auch bei der seriellen IEC-Schnittstelle, zwischen ASCII- und Commodore-Zeichensatz, wählen könnte. Wünschenswert wäre auch ein Linearkanal, bei dem alle Daten an den Drucker ohne irgend eine Umwandlung übermittelt werden.
Vorbildlich und konkurrenzlos
Trotz einiger kleiner Schwächen ist der Decam D-80X der zur Zeit interessanteste, direkt an den C 64 anschließbare Drucker unter 900 Mark. Für den erstaunlich niedrigen Preis erhält man einen vielseitigen Drucker, der sowohl zum Listingausdruck als auch zur Grafik- und Textverarbeitung geeignet ist. Sein ausführliches Handbuch erleichtert auch dem weniger erfahrenen Programmierer das Kennenlernen dieses vielseitigen Druckers. Die vielen eingebauten Schnittstellen rüsten den D-80X schon heute bestens für kommende Computergenerationen. Der D-80X ist im wahrsten Sinne des Wortes »beeindruckend«.
(Arnd Wängler/hm)Info: Decam GmbH, Postfach 12 32, 7505 Ettlingen, Tel. (0 72 43) 6 92 64, Preis 899 Mark.