Superdrucker mit frechem Preis
Kaum vier Jahre, nachdem Star mit dem Gemini 10 sein Debüt auf dem Peripherie-Markt gab, wurden auf der CES in Las Vegas die Drucker einer neuen Generation vorgestellt. SG, SD und SR heißen die Modelle, die mit außergewöhnlichen Leistungen und günstigen Preisen neue Maßstäbe setzen.
Star setzt mit den Druckern SG-10, SD-10 und SR-10 einen neuen Standard. Die neue Star-Generation weist Leistungen auf, wie sie sonst nur von wesentlich teureren Geräten her bekannt sind. Dabei sind alle drei Geräte nach dem gleichen Konzept konstruiert. Dieses Konzept versucht, durch hohe Flexibilität, allen erdenklichen Anforderungen gerecht zu werden. Von einem modernen Drucker wird heute erwartet, daß er über verschiedene Zeichensätze verfügt, eine Reihe von Schriftarten beherrscht, voll grafikfähig ist und bei niedrigem Geräuschpegel trotzdem schnell druckt. Darüber hinaus steigen die Ansprüche an das Schriftbild. Gerade bei Briefen werden Schriftqualitäten verlangt, die mit denen eines Typenraddruckers vergleichbar sind. Alle diese Anforderungen wurden bei der Konstruktion der neuen Druckergeneration von Star berücksichtigt. Jedes Modell verfügt über einen enormen Reichtum verschiedenster Schriftarten (Bild 1) und Steuerbefehle, mit denen jeder Text abwechslungsreich aufbereitet werden kann. Alle Modelle beherrschen sechs Grafikmodi mit Auflösungen zwischen 8 x 60 und 8 x 240 Punkten pro Inch (1 Inch = 2,54 Zentimeter) und verschiedene Zeichensätze. Eine bisher wenig bekannte Neuerung ist die Definition von sogenannten »Makros«.

Diese Befehle sind nichts anderes als selbst definierte Steuerbefehle, in denen mehrere Druckfunktionen zusammengefaßt werden. So genügt es, beispielsweise eine bestimmte Schriftart einmal zu definieren, durch Aufruf des Makros steht diese Schrift dann jederzeit zur Verfügung. Auch die Druckgeschwindigkeit der Testkandidaten kann sich sehen lassen. Sie reicht von 120 Zeichen pro Sekunde beim SG-10 über 160 beim SD-10 bis zu 200 Zeichen pro Sekunde beim SR-10. Man kann diese Werte auch als relative Druckgeschwindigkeit bezeichnen, denn die tatsächliche Geschwindigkeit ist noch von einigen anderen Punkten abhängig. So verkürzen beispielsweise die Druckwegoptimierung (siehe Grundsatzartikel in dieser Ausgabe) und auch eine hohe Geschwindigkeit des Papiertransports die Zeit, nach der ein Schriftstück fertig gedruckt ist. Die drei Testkandidaten glänzen hier mit sehr guten Werten, denn sie sind alle druckwegoptimiert und transportieren das Papier mit 10 (SD/SG) bis 12 (SR) Zeilen pro Sekunde. Diese Geschwindigkeiten gelten natürlich nur für den Normalschrift-Modus, dessen Aussehen etwa dem des Epson FX-80 entspricht. Jede Veränderung der Schrift wirkt sich, wie bei allen Druckern dieses Konstruktionsprinzips, allerdings auf die Schreibgeschwindigkeit aus.
Typenraddrucker eingebaut
Bislang ließen sich mit der Proportionalschrift die besten Schriftbilder erzeugen. Bei der neuen Star-Generation wurde der ebenfalls vorhandene Proportional-Modus durch eine besondere Drucktechnik erweitert. Sie nennt sich NLQ-Schrift. Die drei Buchstaben NLQ stehen dabei für »Near Letter Quality« oder auf gut deutsch für Briefqualität oder Schönschrift. Hinter diesem Zauberwort versteckt sich ein Zeichensatz, dem eine 17 x 11-Zeichenmatrix zugrunde liegt. Der Druckkopf fährt dabei nicht nur einmal, sondern zweimal über die Zeile und setzt jedes Zeichen aus zwei Teilen zusammen. Diese entweder über einen gut erreichbaren Schalter (wie alle anderen Schalter auch) oder aber softwaregesteuert einstellbare Schrift setzt in dieser Preisklasse Maßstäbe der Druckqualität bei Matrixdruckern, wie sie bisher nur von Typenraddruckern bekannt waren (Bild 2). Zwar mit deutlich verlangsamter Druckgeschwindigkeit, aber dennoch schneller als die meisten Typenraddrucker, kann das Resultat dieser Neuerung als kleine Sensation bezeichnet werden.

Endlich wird es möglich mit ein und demselben Gerät sowohl schnelle Listings, hochauflösende Grafiken und Schriftstücke mit Briefqualität zu erstellen. Damit aber nicht genug der Besonderheiten. Ein 2 KByte großer Pufferspeicher, der entweder zum Speichern eigener Zeichensätze oder als Eingabepuffer dient, sorgt dafür, daß wirklich jedes nur erdenkliche Zeichen gedruckt werden kann. Wer will, entwirft so seine eigenen Zeichensätze (beispielsweise andere Schriften oder wissenschaftliche Zeichen) bis hin zu ägyptischen Hyroglyphen. Als Papier kann bei allen Funktionen entweder Einzelblatt oder Endlospapier verwendet werden.
Drei (un)gleiche Brüder
Alle drei Drucker der neuen Generation sind sich sehr ähnlich. Eigentlich sind es sogar sechs Brüder, denn alle drei Geräte sind auch unter der Bezeichnung SG-15, SD-15 und SR-15 erhältlich. Sie sind dann in der Lage, Papier in einer Breite von bis zu 38 Zentimetern, gegenüber 25 Zentimetern bei den 10er-Versionen zu verarbeiten. Trotzdem sind Unterschiede auch zwischen den einzelnen Geräten vorhanden, die unterschiedliche Preise rechtfertigen. Wichtigstes Unterscheidungsmerkmal ist die Druckgeschwindigkeit. Daneben gibt es Verschiedenheiten im technischen Aufbau. Das kleinste Modell arbeitet mit Farbbandrollen, die beiden größeren verwenden Farbbandkassetten. Der Traktorantrieb ist bei den beiden kleineren Modellen anders konstruiert als beim Spitzenmodell SR-10. SD-10 und SG-10 verwenden Traktorräder, die über der Druckwalze angeordnet sind. Beim SR-10 ist der Antrieb für Endlospapier in die Druckwalze integriert. Der Vorteil dieses Konzeptes ist zum einen die flachere Bauart und zum anderen eine komfortablere Handhabung bei der Papierjustage und -entnahme. Zusätzlich wird der beim SR-10 ebenfalls vorgesehene automatische Papiereinzug möglich. Außer zwei zusätzlichen Tasten für Druckunterbrechung und Papiervorschub ist der beim SR-10 mögliche Rückwärtstransport des Papiers letzter großer Unterschied zu den kleinen Brüdern.
Anschluß sichergestellt
Die Anschlußfähigkeit an möglichst viele Computertypen ist eines der Hauptmerkmale der neuen Star-Generation. Zum Anschluß an den IBM-PC wurde sogar ein eigener IBM-Modus installiert. Die Konstrukteure haben sich weiterhin entschieden, die Drucker serienmäßig mit einer Centronics-Schnittstelle auszustatten und Interfaces für verschiedene Computer als Option (RS 232, Apple, Commodore, IEEE-488, Atari) anzubieten. Wir haben natürlich das völlig neu überarbeitete Commodore-Interface getestet. Das Interface wird am seriellen Bus des C 64 und an der Centronics-Schnittstelle des Druckers angeschlossen. Das Interface wurde so konstruiert, daß es die Vorteile aller Commodore-Drucker (Grafikfähigkeit des MPS 801, Textformatierung des MPS 802) vereinigt und zusätzlich die Fähigkeiten des Star-Druckers selbst nicht einschränkt. Sogar Hardcopy-Routinen wie sie von Supergrafik 64 und Simons Basic verwendet werden, funktionieren, ohne daß eine spezielle Maßnahme vor dem Druck ergriffen werden muß. Auch alle anderen Programme, die mit der Grafik der MPS 801-Drucker arbeiten, funktionieren einwandfrei. Trotzdem braucht der Anwender nicht auf die Vorteile, über die der Drucker selbst verfügt, zu verzichten. Der einmal eingestellte deutsche Zeichensatz bleibt, neben allen Commodore-Grafikzeichen, in vollem Umfang erhalten. So können Programmlistings und Briefe mit deutschen Umlauten hintereinander ausgedruckt werden, ohne daß auch nur ein Sonderbefehl notwendig wird.
Als positiv ist der Weg zu beurteilen, der bei der Darstellung der Commodore-Steuerzeichen in einem Programmlisting gewählt wurde. Das Interface übersetzt alle Steuer-Codes in ähnlicher Weise wie die in diesem Heft abgedruckten Programmlistings. Die Steuerzeichen werden als Klarschriftübersetzung des jeweiligen Zeichens ausgedruckt.
Die neue Referenz
Die Leistungsmarken der neuen Star-Drucker sind derzeit noch unübertroffen. Mit einem Preis von 1195 Mark dürfte der SG-10 (Bild 3) die derzeit wohl beste Empfehlung für den Commodore 64 sein. Der SD-10 mit einem Preis von 1595 Mark bietet dem Anwender, bei sonst gleicher Leistung, eine um 40 Zeichen pro Sekunde gesteigerte Druckgeschwindigkeit. Er ist deshalb auch für größere Textmengen geeignet. Der SR-10 liegt mit einem Preis von 2150 Mark sicher schon etwas außerhalb des Heim-Bereichs. Mit seinen überlegenen Fähigkeiten und der sehr hohen Druckgeschwindigkeit von 200 cps ist dieses Gerät wahrscheinlich der hauptsächlich kommerziellen Verwendung vorbehalten. Die neue Star-Generation ist zukunftsorientiert. Sie paßt sowohl zum C 64 als auch zum neuen C 128. Durch das in jeder Hinsicht gelungene Interface werden die neuen Star-Drucker sogar zu den besten »Commodore-Druckern«, die es bisher gab. Der SG-10 ist dank seiner Flexibilität und der einmaligen NLQ-Fähigkeit unsere neue Referenz in dieser Preisklasse.
