C 64
Software-Test

Ich glaub, mein Drucker pfeift

Wer seinen Drucker bisher nur benutzte, um Listings zu Rapier zu bringen, dem zeigt der Print Shop, was so ein Drucker eigentlich alles kann.

Nun gibt's ihn auch für die C 64-Besitzer, den Print Shop. Schon seit einiger Zeit machte er bei den Apple-Besitzern Furore und ist in Amerika gar auf Platz 1 der Software-Hitlisten gelandet.

Print Shop ist, wie der Name schon erahnen läßt, ein Druck-Programm. Es wird aufgrund der grafischen Fähigkeiten ein Matrixdrucker benötigt. Print Shop unterstützt eine derart große Zahl von Druckern, daß wir sie hier nicht alle aufzählen können. Eine eigene Set Up-Option im Programm erlaubt die Anpassung an die verschiedensten Druckertypen, darunter (natürlich) Epson FX-80 und Kompatible (auf einem solchen entstanden unsere Beispielbilder) und viele andere mehr. Besitzen Sie einen recht exotischen Drucker, sollten Sie trotzdem vor dem Kauf nachfragen, ob Print Shop mit diesem zusammenarbeitet.

Auf der Rückseite der Print Shop-Diskette ist sogar eine Version für die Commodore-Drucker 1525/MPS 801 vorgesehen. Aber um es gleich vorwegzunehmen: So hervorragende Ergebnisse wie mit einem Epson sind hier nicht zu erzielen.

Nun aber zum Programm selbst. Das Handbuch, das zwar nur in Englisch erhältlich ist, ansonsten aber hervorragend gemacht wurde, braucht man wohl nur einmal, um sich die vielfältigen Möglichkeiten vor Augen zu führen. Denn die Benutzerführung mit den zahlreichen Menüs ist nur mit »perfekt« zu bezeichnen.

Bedienungsfehler, die äußerst selten sind, werden mit einer kleinen Melodie beantwortet. Hat man mal einen Gestaltungsfehler gemacht, den man erst einige Menüs später entdeckt, so geht man mit der »Pfeil nach links«-Taste solange zurück, bis der Fehler auftaucht, korrigiert diesen, und tippt dann einfach RETURN, bis man an der Stelle ist, von der man den Weg zurück angetreten hatte. Alle Eingaben bleiben also, solange sie sinnvoll sind, erhalten, um Tipparbeit zu sparen.

Eigentlich nicht notwendig, aber trotzdem vorhanden sind Hilfstexte, die bei Bedarf über CTRL-I abgerufen werden können.

Auffallend ist, daß alle Bildschirm-Ein- und Ausgaben in Proportionalschrift vorgenommen werden. So kann man sich schon früh eine Vorstellung machen, wie der Text später aussehen wird. Der Haken daran ist die doch recht geringe Ausgabegeschwindigkeit. Schnelle Tipper können Print Shop schon einmal überholen, so daß Buchstaben verschluckt werden.

Aber nun zum Hauptsächlichen: Was läßt sich alles drucken?

Das Hauptmenü bietet folgende Optionen: Glückwunschkarten, Schilder, Briefköpfe, Transparente.

Das klingt ein bißchen wenig, aber all diese Optionen sind derart flexibel, daß die tatsächlichen Möglichkeiten praktisch unbegrenzt sind.

Beginnen wir mal mit den Glückwunschkarten. In einem Arbeitsgang werden drei Seiten einer vierseitigen Aufklappkarte bedruckt: Die Vorderseite, die rechte Innenseite und die Rückseite. Durch Falten des ausgedruckten A4-Blattes an den beiden Mittellinien, wird die Karte im Postkartenformat dann vollendet. Auf der Vorder- und Innenseite können jeweils in einem von acht möglichen Zeichensätzen ein beliebiger Text gedruckt werden. Die einzelnen Buchstaben können zusätzlich noch gefüllt, umrandet oder im 3D-Effekt und in zwei verschiedenen Größen gedruckt werden. Das Ganze wird dann mit einem Grafikmuster, entweder einem selbstentworfenen oder einem der 60 mitgelieferten, unterlegt. Dabei ist die Größe des Zeichens sowie seine Position(en) in gewissen Grenzen vom Benutzer bestimmbar. Und wem das immer noch nicht reicht, der kann zwischen acht verschiedenen Umrandungen wählen. Auf der Rückseite der Karte wird nur eine kleine Zeile gedruckt, in der sich der Künstler selbst verewigen kann. Sollte Sie bei derart vielen Möglichkeiten die Kreativität im Stich lassen: Karten zu den verschiedensten Anlässen werden auf der Programmdiskette mitgeliefert, in die nur noch der Name des zu Beglückwünschenden eingesetzt werden muß.

Natürlich ist man hier nicht auf Glückwünsche beschränkt. Einladungen, Danksagungen, Notizzettel und vieles andere mehr sind vorstellbar, da Sie ja die volle Kontrolle darüber haben, was an Text und Grafik zu Papier gebracht wird.

Wer anderen dagegen etwas im vollen A4-Format mitteilen möchte, kann dies mit der Schilder-Option tun.

Sollte Ihnen A4 nicht genügen, können Sie mit der Banner-Option meterlange Transparente ausdrucken. Dies natürlich auch in acht verschiedenen Zeichensätzen, und eingerahmt von Grafiksymbolen. Ausnutzen kann man diese Option, wenn man Freunden imponieren, oder sein Zimmer mit klugen Sprüchen neu tapezieren möchte. Im letzteren Fall sollte man schon mal einige Farbbänder nachkaufen.

Genauso interessant ist auch die Briefkopffunktion (Bild 1). Ein Grafiksymbol, ein großer Schriftzug und drei Zeilen Text sowohl am oberen als auch am unteren Ende des Papiers können gedruckt werden. Zur Schonung des Druckers empfiehlt es sich, das Endergebnis dann zu fotokopieren, damit man für jeden neuen Bogen Briefpapier nicht wieder den Print Shop starten muß. Diese Option läßt sich übrigens auch zum Druck von Visitenkarten zweckentfremden, es bleibt bloß die Frage, wie man entsprechend starkes Papier in den Drucker hineinbekommt.

Bild 1. Mit acht Zeichensätzen ist für Vielfalt gesorgt

Der vorletzte und flexibelste Menüpunkt heißt Screen Magic, und läßt sich beim besten Willen nicht ins Deutsche übersetzen. Mit Screen Magic kann man Bilder direkt auf dem Bildschirm entwerfen, und dann eine Hardcopy auf dem Drucker ausgeben. Sinn des Ganzen: Es können die mitgelieferten Kaleidoskope (optische Bilder mit Spiegeleffekt), die auch so zum Anschauen reizen, als Hintergrund für Texte, aber auch selbstentworfene Grafikbilder verwendet werden. Diese dürfen aber nur einfarbig sein, und ab $4000 stehen. Screen Magic ist allerdings kein Zeichenprogramm im Sinne von HI-EDDI: Das Aufbringen von Text und die Kaleidoskope sind, neben dem Ausdruck, die einzigen Fähigkeiten dieser Option. Dies tut ihrer Flexibilität aber keinen Abbruch. Durch das Mischen von Zeichensätzen (Bild 2) und Schriftarten in einer Zeile lassen sich zum Beispiel Monatskalender (Bild 3), oder aber auch besonders auffällige Schilder, allerdings im kleineren Format (ungefähr A5) drucken.

Bild 2. Ein Beispiel für die enormen Möglichkeiten von Printshop ist dieser Briefkopf
Bild 3. Ein Kalenderausdruck mit Kaleidoskopeffekt

Die wohl wichtigste Option ist aber der Grafik-Editor. Mit ihm kann man, wie schon erwähnt, selber Grafiksymbole in einer Auflösung von 87 mal 51 Punkten entwerfen (bei Commodore-Druckern ist die Auflösung geringer). Wer allerdings vor hat, seinen Briefkopf mit dem eigenen Konterfei zu versehen, sei gewarnt: Ein Zeitaufwand von vier bis fünf Stunden ist durchaus drin, da ein entsprechendes Foto erstmal in Hell-/Dunkel-Werte umgewandelt sein will, sozusagen ein Digitalisieren von Hand. Und auch die Eingabe mit dem Editor dauert ein Weilchen. Er kann zwar mit der Tastatur, einem Joystick oder dem Koala-Pad bedient werden, seine Zeichenfunktionen beschränken sich aber auf das sture Löschen und Setzen von Punkten. Dies ist bei der vorhandenen Auflösung aber noch erträglich. Trotzdem wären Befehle zum Linien zeichnen oder Flächen ausfüllen, wie man sie von anderen Zeichenprogrammen kennt, angebracht. Und noch etwas stört: Es wird nur mit den Farben Schwarz und Weiß gearbeitet, dem späteren Druckergebnis entsprechend. Hat man aber keinen Monitor, sondern »nur« einen Farbfernseher, sind die harten Kontraste äußerst störend, und wenig augenfreundlich. Da kann man den Mini-Cursor schon leicht mal übersehen und einen Punkt falsch positionieren. Selbstverständlich können fertige Kreationen auf Diskette gespeichert oder zur Überprüfung erst einmal ausgedruckt werden. Auch das Verändern der schon vorhandenen Grafiksymbole ist möglich.

Sicherheitshalber soll noch einmal erwähnt werden, daß Print Shop ein völlig eigenständiges Programm ist, und somit keine Texte aus einem Textverarbeitungsprogramm übernommen werden können. Störend ist vielleicht auch, daß, wie bei amerikanischen Produkten leider üblich, keine Umlaute vorhanden sind.

Wenn man Print Shop einige Tage im Test gehabt hat, fällt es leicht, ein Fazit zu ziehen. Bis auf einige Details ist es ein Spitzenprogramm, das den Preis von 140 Mark wert ist. Nicht nur die Idee, die dahinter steckt, sondern auch die Ausführung, das mitgelieferte Material (es liegen 20 Blatt farbiges Druckerpapier sowie Briefumschläge bei) und die Benutzerführung verdienen die Note »sehr gut«.

(Boris Schneider/rg)

Info: Softline, Schwarzwaldstr. 8a, 7602 Oberkirch, Tel. 0 78 02/37 04, Preis: 140 Mark

  • Epson RX-80/MX-80 & -100,
  • FX-80 & 100
  • Star Microtronics 10X/15X
  • C-Itoh 8510
  • Legend 880
  • NEC 8023A
  • Panasonic KX-P1090/1091
  • Mannesmann Tally Spirit 80
  • Blue Chip
  • Okidata 92/93
  • Commodore 1525/MPS 801
Print Shop arbeitet mit diesen und allen dazu kompatiblen Druckern zusammen.
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