Künstlich intelligent?

»Eliza«, die wir als Anregung für unseren Programmierwettbewerb (das Ergebnis finden Sie in dieser Ausgabe) genommen haben, ist einer der klassischen Versuche auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz. Das Programm und vor allem die Reaktion des Publikums zeigten schon vor Jahren, daß der Computer für intelligent gehalten wird, weil der Mensch in die programmierten Fragen und Antworten Intelligenz, das heißt einen bestimmten Sinn hineininterpretiert. Derartige Effekte nutzte man aber schon in der Antike beim Orakel von Delphi ganz ohne Rechner…
Ein wesentliches Problem bei den Forschungen auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz ist die Interpretation der natürlichen Sprache. Unsere normale Ausdrucksweise ist für einen Computer viel zu redundant (wir machen zu viele Worte) und viel zu ungenau beziehungsweise unvollständig (wir setzen zu viel als selbstverständlich bekannt voraus).
Ob es um automatische Übersetzung, akustische Spracheingabe oder Programmieren und Datenbankabfrage in natürlicher Sprache geht: Die Probleme häufen sich. Bis ein Computer richtig Deutsch versteht (Englisch kann er auch nicht besser - GET hin, PRINT her), wird noch einige Zeit vergehen. Vorläufig ist man keineswegs sicher, ob ein Computer den Bibelspruch »Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach« mit »Es fehlt nicht an guten Absichten, sondern an der Realisierung« oder mit »Der Whisky war in Ordnung, aber das Steak ließ zu wünschen übrig« übersetzen würde. Woraus Sie ersehen, daß Künstliche Intelligenz nicht nur ein Forschungsprojekt mit Tücken, sondern auch ein durchaus amüsantes Denksportthema ist.
Michael Pauly, Chefredakteur