Homeword - Textverarbeitung zu Hause
Nicht nur im Büro, auch zu Hause, für die ganz persönliche Korrespondenz, ist die Texterstellung mit dem Computer im Vormarsch. Homeword ist das Textverarbeitungsprogramm für den privaten Anwender.
Homecomputer sind mehr als nur Spielzeuge, sie sind bereits heute in vielen Bereichen des Haushalts einzusetzen. Dabei ist neben der Datenverwaltung die Textverarbeitung ohne Zweifel das sinnvollste, was man mit einem Homecomputer machen kann. Texte schnell erstellen, korrigieren und auch archivieren sind unbestreitbare Vorteile. Doch die Einarbeitung in die Bedienung eines Textverarbeitungsprogramms ist nicht unbedingt jedermanns Sache. Erschwert wird der Umgang mit vielen Programmen durch die Tatsache, daß sie aus dem englischsprachigen Ausland kommen und lediglich eingedeutscht wurden. Der Spaß am Arbeiten bleibt dabei leider allzu oft auf der Strecke.
Handbücher ohne gleichen
Homeword ist zwar auch ein ehemals englisches Programm, bei ihm wurden aber diese Fehler nicht begangen. Sowohl den Handbüchern als auch dem Programm selbst wurde bei der Übersetzung größte Sorgfalt gewidmet. Kein Wunder, wenn man den Herausgeber von Homeword kennt — es ist der Langenscheidt Verlag, bekannt durch Wörterbücher, fremdsprachliche Fachbücher und das erste elektronische Wörterbuch. Zum Lieferumfang des nur auf Diskette erhältlichen Programms gehören insgesamt drei Handbücher: Ein klar gegliedertes Anleitungsbuch, ein Trainingsbuch und eine Kurzanleitung. Das Anleitungsbuch ist mit vielen Darstellungen und Beispielen illustriert und führt zu schnellen Erfolgen bei der Einarbeitung. Natürlich werden in einer solchen Anleitung alle Themen nur in so weit angesprochen, daß eine sichere Bedienung möglich ist. Das Programm beherrschen lernt der Anwender aber spätestens mit Hilfe des Trainingsbuches. Auf über achzig Seiten wird jedes Detail erläutert und sinnvolle Beispiele gegeben. Alle drei Handbücher setzen absolut keine Kenntnisse des Computers oder einer Programmiersprache voraus. Sie richten sich an den absoluten Anfänger, denn der Fortgeschrittene braucht für Homeword kaum mehr als die Kurzanleitung, so leicht verständlich ist das Programm.
Hoher Komfort, aber langsam
Homeword ist ein symbol- und bildschirmorientiertes Textverarbeitungsprogramm. Schon kurz nach dem Laden wird deutlich, was sich die Münchener Wörterbuch-Spezialisten unter Bedienungskomfort vorstellen. Am unteren Bildschirmrand erscheint, größer als bei früher getesteten Programmen, die Menüzeile (Bild 1). Sie enthält allerdings nicht nur Texte, sondern deutliche Symbole der einzelnen Funktionen. Das jeweils aktuelle Untermenü ist mit einem deutlichen Rahmen gekennzeichnet, ausgewählt wird mit den Cursortasten. Kein langweiliger Marsch durch Textmenüs, sondern viele ansprechende Symbole stehen für das jeweilige Leistungsmerkmal. Leider benötigt Homeword immer wieder die Systemdiskette, um einzelne Programmteile nachzuladen. Bei der Geschwindigkeit des VC-1541-Laufwerkes ist das ein auf die Dauer doch sehr störender Umstand. Erschwerend kommt hinzu, daß immer zwischen Daten- und Systemdiskette gewechselt werden muß — die Diskjockey-Fähigkeiten des Anwenders sind gefordert.

Deutsche Tastatur ist Standard
Der eigentliche Text wird in dem über dem Menüfeld liegenden, relativ schmalen Editierbereich eingegeben. Glücklicherweise wurde bei der Umsetzung des Programms aus dem englischen nicht versäumt, das Programm mit deutschen Umlauten zu versehen. Die Tastaturbelegung stimmt allerdings mit der deutschen Norm nicht überein. Wer es gewöhnt ist, im Büro mit einer genormten Tastatur zu arbeiten, wird mit täglichen Umstellungsproblemen rechnen müssen. Wer allerdings nur mit Homeword arbeitet, hat sich schnell an die neue Tastenbelegung gewöhnt. Wie die Konkurrenzprodukte, hat auch Homeword sich den Grundvoraussetzungen des C 64 anzupassen. Die Tatsache, daß viele Anwender lediglich einen Fernseher angeschlossen haben, hat die Autoren von Homeword zu einem Kompromiß zwischen einer 40- und 80-Zeichendarstellung gezwungen: Beim Schreiben werden nie mehr als vierzig Zeichen pro Zeile abgebildet. Wörter, die dabei nicht mehr in die aktuelle Zeile passen, werden automatisch in die nächste Zeile übernommen. Vor dem Ausdruck des Textes hat der Schreiber aber Gelegenheit, den gesamten Text im 80-Zeichen-Format an sich vorüberrollen zu lassen. Wie beim Abspann eines Kinofilmes ziehen auf diese Weise Zeile für Zeile über den Bildschirm. Das Aussehen des Textes gleicht dabei, bis auf die Steuerzeichen, dem späteren Drucktext. Eine Veränderung des Textes ist zu diesem Zeitpunkt leider nicht möglich, es muß in den Editiermodus zurückgekehrt werden. Damit war der Einfallsreichtum der Programmierer aber bei weitem noch nicht erschöpft.
Einmalige Sonderfunktionen
Vier weitere Besonderheiten trennen Homeword von einem Standard-Programm. Bereits während des Schreibens erhält der Anwender laufend Informationen über das spätere Aussehen seines Briefes. In der linken unteren Ecke des Bildschirms zeigt ein kleines Fenster in Seitenform die jeweilige Zeile und die Cursorposition an. Die Darstellung mußte aus Platzgründen zwar stark vereinfacht werden (für jeden Buchstaben ein Pixel), schmälert aber den Informationsgehalt nur unwesentlich. Die zweite Besonderheit ist die kontinuierliche Anzeige des verbleibenden Speicherplatzes in Form eines abnehmenden Balkens im Informationsfenster (Bild 2). Ganz neu ist auch die Art, wie Homeword bestimmte Druckerfunktionen anzeigt: Das Unterstreichen eines Textes oder der Fettdruck wird auf dem Bildschirm in Klarschrift vermerkt. Die letzte der besonderen Funktionen ist eine absolute Novität. Im Schreibmaschinenmodus wird jeder Text sofort auf dem Drucker ausgegeben. Der linke Rand kann dabei einfach eingestellt werden. Erstmals wird es dadurch möglich, kleinere Texte, Notizen oder Beschriftungen ohne großen Aufwand mit einem Matrixdrucker herzustellen. Von besonderen Reiz ist, daß die deutschen Umlaute sogar auf dem Commodore MPS 802 ausgegeben werden.

Kaum Wünsche offen
Daß Homeword alle »klassischen« Funktionen eines Textverarbeitungsprogramms beherrscht, erscheint, angesichts des bisher gezeigten, schon fast selbstverständlich. Der Text kann in jeder beliebigen Form verändert werden. Links- oder rechtsbündiges Schreiben, ja sogar Blocksatz ist möglich. Verschieben, Einfügen, Kopieren, Suchen und Ersetzen sind nur einige Beispiele der Editierfunktionen. Das Arbeiten mit der Diskette wird ebenso unterstützt, wie die Einstellung auf den jeweiligen Druckertyp (Bild 3). In Zusammenarbeit mit den verschiedensten Druckertypen wird die Flexibilität Homewords besonders deutlich. Die ASCII-Funktion, deren Bedienung schnell erlernt ist, gestattet es, beliebige Steuerzeichen zum Einstellen der Sonderfunktionen an den Drucker zu senden.

Auf das Einfügen, Verschieben oder Kopieren einzelner Textteile muß ebensowenig verzichtet werden, wie auf das Aneinanderketten oder Mischen einzelner Texte von Diskette. Verschiedene Sonderfunktionen, alle durch die CTRL-Taste eingeleitet, helfen bei schnellen Sprüngen durch den Text. Erfreulicherweise wird Homeword auch bei längeren Texten nur wenig langsamer.
Homeword ist zweifelsfrei eines der leistungsfähigsten Textverarbeitungsprogramme, die derzeit erhältlich sind. Bis auf die oben erwähnten langwierigen Diskettenzugriffe und den dadurch verursachten häufigen Diskettenwechsel ist Homeword bei einem Preis von 129 Mark ein echter Geheimtip. Besonders empfehlenswert ist es aber für den Anfänger, der mit den ausgezeichneten Handbüchern und der einfachen Bedienung sicherlich schon recht schnell erfolgreich Texte erstellen wird.
(Arnd Wängler/rg)Info: Langenscheidt Verlag, Fachhandel
Preis 129 Mark